Page 5 - Mittendrin statt nur dabei
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                                                Das Bürgerspital mit seinem Brauwesen dominierte lange Zeit den Bierhandel in Wien. Die Gründung der Einrichtung erfolgte um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Die medizinische Versorgung stand, anders als bei heutigen Spitälern, lange nicht im Vordergrund. Vielmehr galt es Alte und Schwache vor Not und Elend zu bewahren. Da das Spital sich selbst finanzieren musste, wurde ihm unter anderem das Brau- monopol in Wien zugestanden. Unten im Bild: Die Bürgerspitalkirche. Die Fenster der ersten bei- den Joche sind vermauert, da sich dort ein Getreidespeicher befand. Links schließt direkt an die Kirche das Brauhaus an.
     Ein Bierwagen (in der rechten unteren Bildecke) in Fahrt vor dem Bürgerspital am Wiener Lobkowitzplatz. Er führt wohl das hauseigene Bier aus... (kolorierter Kupferstich
um 1718, Joseph Emmanuel Fischer von Erlach)
den Toren Wiens noch haltmachte, brach die große Pestepidemie des Jahres 1679 direkt in der Leopold- stadt (und somit in Praternähe) aus. Schätzungsweise erlag damals ein Fünftel der Wiener Bevölkerung dem „Schwarzen Tod“. Heute noch erinnern daran nicht nur die viel kolportierten Geschichten rund um Abraham a Sancta Clara und dem Lieben Augustin, sondern bau- lich auch die große Pestsäule am Wiener Graben. Vier Jahre später – die Seuche war gerade in Vergessenheit geraten – stand dann das türkische Heer zum zweiten Mal vor den Toren Wiens. Obwohl durch die Hilfe des polnischen Königs Sobieski der ganze Angriff letzt- endlich glimpflich verlief, war das Bürgerspital durch einen Großbrand seiner Leopoldstädter Brauerei schwer betroffen. Dennoch gelang der Wiederaufbau und kurz darauf sogar das Lancieren von „bierigen
Sicherlich noch besser als das „Wiener Weinbier“ anno 1700 ;-) Das südost- steirische „Mosa Grape Ale“...
Innovationen“. Dazu zählte etwa das „Wiener Wein- bier“, das sich aus heutiger Sicht die Bezeichnung „Craftbeer“ durchaus verdienen würde. Besonders die Damen des Wiener Hofs sollen das spezielle Weizenbier, das gemeinsam mit Traubenmost ge- braut wurde, geschätzt haben. Immerhin war es be- dingt durch die Verwendung des Weizens nicht nur etwas „nobler“, sondern wies wegen seiner Machart auch einen höheren Alkoholgehalt auf ;-) Ein moder- ner Vertreter dieses Bierstils ist beispielsweise das ‘Mosa Grape Ale‘ von der südoststeirischen Brauer & Winzer-Gruppierung ‘Culture Collective‘.
S tyles 25 MAGAZINE
                                                                                           Kupferstich: J.A.Corvinus
Foto: Montanuniversität Leoben
Foto: Depositphotos

























































































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