Page 7 - Drehers Kornkammer
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Um den Transport des Wiener Lagers (mit seinem gemäßigten Alkoholgehalt) zur Pariser Weltausstellung 1867 schadfrei zu ermöglichen, mussten spezielle Kühl- waggons konstruiert werden. Diese erhiel- ten zur Vermeidung allzu großer Erwärmung bei praller Sonne einen hellen Anstrich. Da die technische Kühlung noch nicht erfunden war, musste unterwegs mit Natureis gekühlt werden. Die entsprechenden Blöcke wurden in den Bahnstationen stets frisch in die Waggons eingelagert.
1867, im zeitlichen Vorfeld der Pariser Weltausstellung, wurde „Drehers Flügel- bahn“ von Kledering zur Brauerei als ers-
te private Anschlussbahn Österreichs in Betrieb genommen (im oberen historischen Stadtplan ist die Streckenführung als rote Linie verzeichnet). Ab 1879 standen die Geleise auch direkt mit der Westbahn und der Raaber-Bahn in Verbindung, sodass die Dreher-Brauerei einen raschen eisenbahn- technischen Zugang zu allen Kronländern der Monarchie hatte.
Lager-Bier von Anton Dreher mit seinem ebenso hel- len Malz und seinem geringeren Alkoholgehalt deut- lich leichter trinkbar gewesen zu sein, was auch des- sen damaligen weltweiten Exporterfolg erklärt. Dazu noch eine Anmerkung: Trotz der prinzipiell besseren Lager- und Transportfähigkeit mussten für große Di- stanzen auch beim ‘Wiener Lager‘ technische Kunst- griffe angewendet werden: Einerseits konnte man so wie beim englischen IPA die Stammwürze und damit den Alkoholgehalt erhöhen. Dieses ‘Wiener Lager‘ mit verbesserter Haltbarkeit wurde als ‘Wiener Export‘ bezeichnet. Andererseits konnte mit Kühlketten in den Beförderungseinrichtungen (vorerst Eisenbahnwag- gons) auch die Qualität von ‘leichtem‘ Bier gesichert
Die vom Schwechater
Braumeister Andreas Urban konzipierte Neuauflflage des Wiener Bierklassikers be- sticht wie anno dazumal mit ih- rem klaren Kupferton. Im alten Wien des Jahres 1841 galt das neuartige ‘Wiener Lager‘ als ungewöhnlich helles Bier, da noch kein Vergleich mit dem noch helleren Pilsner Biertyp möglich war. Dieser wurde erst ein Jahr später vom Bayern Josef Groll entwickelt.
S tyles 41 MAGAZINE
Grafik: Franz Lackner
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