Page 16 - Mittendrin statt nur dabei
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BIERKULTUR
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    Gabor Steiner hatte die Idee zum Wiener Riesenrad
Gabor Steiner. Drei große Plätze am Areal zwischen Hauptallee, Praterstern und Ausstellungsstraße bil- deten das Zentrum der Anlage, umspült von Kanälen, die echtes Venedig-Feeling vermitteln sollten. Über einen Kilometer lang war das Kanalsystem, auf dem
original-italienische Gondolieri ihre Fahrten anbo- ten. Mehr als zwei Millionen Menschen statteten im ersten Jahr dem Ausstellungsgelände ei- nen Besuch ab. Das Reisen war damals noch eine kostspielige Angelegenheit und selbst Venedig besaß daher fürs einfache Volk einen gewissen „exotischen Touch“. Um die Attrakti- vität des Ausstellungsgeländes aufrecht zu halten, wollte der Impressario Steiner den Wienern eine wei- tere Attraktion bieten, die den im Ausland bereits er- bauten Riesenrädern entsprach. 1897 erfolgte die Er- öffnung des 65 Meter hohen Wiener Riesenrads, das ursprünglich eigentlich nur als Ergänzung des Venedig- Projekts mit einer zeitlich beschränkten Nutzung ge- dacht war. Letztendlich konnte sich hier in Wien – im Gegensatz zu den damaligen Riesenradbetreibern in den USA und England – niemand für den Abriss ent- scheiden, sodass das historische Wiener Riesenrad
noch heute ein Wahrzeichen der Stadt bildet.
Im technischen Wandel
Der technische Fortschritt im 20. Jahrhundert brach- te dann all die Fahrgeschäfte und Attraktionen mit sich, die teilweise noch bis heute das Erscheinungs- bild des Wurstelpraters prägen. Im Jahr 1922 nahm eine Automatenhalle ihren Betrieb auf, 1926 das erste Autodrom, 1928 die Liliputbahn, 1930 das Planetari- um und 1933 feierte die Geisterbahn Weltpremiere in Wien. Die Betriebe aus dieser Zeit sind jedoch nur mehr in einem geringen Umfang im Originalzustand vorhanden. Zu Ende des Zweiten Weltkriegs brannte nämlich der Wiener Prater ab. Nur 5 Betriebe und 18 Objekte blieben erhalten. Bestimmte Einrichtungen, wie etwa der markante Holzturm der ‘Toboggan- Rutsche‘ oder das ‘Geisterschloss‘ wurden nach Originalplänen wieder aufgebaut. Die Mehrzahl von Einrichtungen der Unterhaltungsbranche unterliegt aber ohnehin dem raschen Wandel der Technik und den daraus resultierenden Trends. Daher hielten nun auch beim Wiederaufbau des Praters neue Konzepte Einzug. Das gilt bis heute. So hat sich etwa das klas- sische Kettenkarussell mittlerweile zum ‘Starflyer‘ weiterentwickelt, bei dem die Gäste aktuell in rund 100 Meter Höhe ihre flotten Runden drehen.
 1895 wurde Venedig im Wiener Prater aufwendig „nachgebaut“. So manchen mag das an das chinesische „Hallstatt- Projekt“ der heutigen Zeit erinnern...;-)
36 S tyles MAGAZINE
 Foto: AKON/Ledermann























































































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